diverse Berichte

DNA-Analyse
Referat von Peter Burkhart

Im letzten Jahrzehnt ist der genetische Fingerabdruck zunehmend in den Blick der Öffentlichkeit geraten, nicht zuletzt durch die spektakuläre Aufklärung von Kriminalfällen oder die Diskussion um Gendatenbanken. Unter einem „genetischen Fingerprint“ versteht man das Muster der genetischen Variationen im Erbgut (der DNA) einer Person, das zu gleichen Teilen von beiden Eltern ererbt wird. Dieses Muster ist individuell einmalig - vergleichbar dem tatsächlichen Fingerabdruck und kann daher zur Identitätsfeststellung genutzt werden. Darauf beruht z.B. die Identifikation von Straftätern, deren Anwesenheit am Tatort anhand von Spuren nachgewiesen werden kann. Neben der Identität lässt sich die Abstammung einer Person nachweisen. Im einfachsten Fall handelt es sich um den Nachweis der direkten Elternschaft, meist als Vaterschaftstest, da die Mutter regelhaft sicher bekannt ist. Bei Nichtübereinstimmung bestimmter genetischer Muster kann eine Eltern-Kind-Verwandtschaft mit Sicherheit ausgeschlossen werden.
Prominente Beispiele, die öffentliches Aufsehen erregten, waren das Widerlegen der Behauptung von Anne Anderson, die verschollene Zarentochter Anastasia zu sein, ebenso wie der Fall Kaspar Hauser, dessen Herkunft aus dem Haus Baden anhand
von Blutspuren auf seiner Kleidung ausgeschlossen werden konnte. Die DNA-Genealogie umfasst vielseitige Anwendungsmöglichkeiten zur Abstammungsfeststellung:
- das Überprüfen von Archivquellen
- den Verwandtschaftsnachweis bei Namensähnlichkeit
- das Zuordnen von Migrationslinien auch ohne schriftliche Quellen
- das Unterscheiden zwischen biologischer und sozialer Verwandtschaft im Falle illegitimer Kinder.

Dazu das im Referat erwähnte Beispiel: Die DNA-Analyse eines Amerika-Schweizers ergab, dass die vor dem Chorherrengericht vor 207 Jahren von der Kindsmutter behauptete, aber vom Kindsvater heftig bestrittene Vaterschaft zutreffen muss!

Ihren grössten Nutzen wird die DNA-Genealogie in der sinnvollen Kombination mit den klassischen Werkzeugen der Verwandtschaftsanalyse entfalten, auch wenn bereits begonnene ehrgeizige Datenbankprojekte das zukünftige Aufspüren von
Verwandten ganz ohne klassische Quellen verheissen.

Vom Bünder Oberland zur Regiun Surselva
von Hildegard Tönz, 5. November 2006

WIE ES ZUM AUFSCHWUNG DER 70ER JAHRE KAM – UND HEUTE:
SOLLEN DIE MENSCHEN AUS DEN BERGTÄLERN VERSCHWINDEN?

Im November 1965 nahm ich die Tätigkeit als Sozialarbeiterin bei der Fürsorgestelle des Bezirkes Oberland II in Ilanz an.
Susi Käser, meine Vorgängerin, war eben von einem Studienjahr in Holland zurück, wo sie Gemeinwesenarbeit studiert hatte. Während ihrer Tätigkeit als Bezirksfürsorgerin kam sie zur Überzeugung, dass die grosse wirtschaftliche und soziale Not im Fürsorgebezirk Oberland II nicht mit Hilfe am Einzelnen, sondern nur mit strukturellen Veränderungen gebessert werden konnte.
Mit einer, wie sie betonte, motivierenden und befähigenden Befragung wurde es möglich, viele Menschen an der Basis einzeln und in Gruppen anzuregen, die Probleme zu benennen und über Lösungen nachzudenken. Dadurch entstand in allen Gemeinden eine gewaltige Aufbruchstimmung und eine ebenso grosse Erwartung, dass eine Trägerschaft gegründet würde, welche eine weitere
professionelle Begleitung der Gespräche und die finanzielle Grundlage dazu ermöglichen könnte. Zusammen mit Gleichgesinnten aus der Cadi wurde die PRO SURSELVA gegründet, ein Verein zur wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Förderung des ,
Bündner Oberlandes mit Einzel- und Kollektivmitgliedern, sowie den Gemeinden.

Die Vereinsstruktur sah vor, dass alle Initiativen und die Durchführung von Projekten, sowie deren Finanzierung, bei Freiwilligen in verschiedenen Kommissionen lag. Das Sekretariat war mit Susi Käser für alle administrativen Arbeiten und die Informationsbeschaffung für Vorstand und Kommissionen zuständig und vor allem auch für die fachliche, methodische Begleitung aller Gruppierungen. Ebenso wichtig war, das Feuer der Begeisterung zu unterhalten und es nachhaltig zu pflegen.

Die hauptsächlichsten Kommissionen waren:
„Information und Werbung“ mit den vordringlichsten Aufgaben: Mitgliederwerbung, Information durch Sonderschau an der HIGA in Chur, intensive und regelmässige Medienarbeit.
„Bildung, Freizeit und Soziales“ Erste Aufgaben: Erwachsenenbildung, u.a. Kurs in Gemeinwesenarbeit und Projektbegleitung. Dadurch konnte Pro Surselva sich rasch positiv bei der Bevölkerung vorstellen.
Projekt „Jugend und Freizeit in der Surselva“ mit Gründung der Musikschule Surselva
„Familienhilfe Surselva“, Vermittlung von Hauspflegerinnen und Haushalthilfen, später mutiert zu „Spitex-Kommission Surselva, heute „Gesundheitskommission Surselva“
„Gruppe der Planungsfachleute“, welche der Bevölkerung zur Seite standen, um für die „Gesamtentwicklungsplanung Surselva“ die Daten für die Ermittlung des Ist-Zustandes zu erheben, die Zielformulierungen und den Massnahmenkatalog zu erarbeiten.

PRO SURSELVA wurde in erster Linie von Freiwilligen getragen. Als hochmotivierte Menschen haben sie das Feuer und die Grundhaltungen von PRO SURSELVA in die Gemeinden hinausgetragen. Die Grundlagen für den Geist von PRO SURSELVA wurden massgeblich von Susi Käser gelegt:
• Ansteckend wirken mit der eigenen Begeisterung und Überzeugung.
• Menschen in ihren Tätigkeiten professionell befähigend begleiten, sie unterstützen durch Hilfeleistungen (Freiwillige nicht überfordern!)
• Ein möglichst dichtes Beziehungsnetz aufbauen: mit den Menschen ins Gespräch kommen, ihre Ideen aufnehmen, eigene Ideen einfügen, dafür sorgen, dass in weiteren Kreisen darüber gesprochen wird. So werden Ideen schnell zu allgemeinen Themen.

Der Brückenschlag zur heutigen Situation hat gezeigt, dass das Interesse am Wohlergehen der Region Surselva an der Basis erneut belebt werden müsste, damit die heute notwendigen Projekte für eine lebenswerte Zukunft in der Surselva von der Basis
getragen und mitrealisiert werden können.

Ein Erinnern daran, wie in den 60er- und 70er Jahren eine begeisterte Aufbruchstimmung in der Surselva zustande kam und eine spürbare Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen ermöglichte, könnte vielleicht auch heute den Glauben an die
Wirkung des gemeinsamen Tuns auf ein gemeinsames Ziel hin stärken.

Der Mithraskult
von Walter Baud, 2 April 2005
 

Die Funde der Ausgrabung in der Höhle unter Hasenstein in Zillis von 1991/92 und 1994/95 deuten auf ein Mithrasheiligtum hin.
Diese Gottheit kommt im Indien des 2. vorchristlichen Jahrtausends vor. Der Gott Mirta ist für Vertragsschliessungen und Freundschaft zuständig. Im 14. Jahrhundert v. Chr. wird in Persien ein Gott Mithras verehrt und in Rom finden wir etwa ab 140 nach Christus eine neue Religion um diesen Gott:

War Mithras früher ein Gott unter vielen gewesen, so wird er im Rom der Kaiserzeit zu einer obersten Gottheit, neben der die anderen Götter zwar vorkommen, aber eigentlich nur Ausprägungen dieses obersten Gottes sind. Damit steht der Mithraskult formal ganz nahe beim Christentum, obwohl er keine monotheistische Religion ist. Der Gott Mithras wird aus dem Fels geboren, der den Kosmos darstellt und zugleich ist Gott Mithras der Schöpfer der Welt mit der Macht, den Kosmos in Bewegung zu halten.

Den Schöpfungsakt zeigt denn auch die zentrale bildliche Darstellung, die in allen Heiligtümern zu sehen ist:
Mithras hat den weissen Stier erjagt, ist auf seinen Rücken gesprungen und hält nun mit der linken Hand die Nüstern des Tieres fest, den Kopf hochziehend, mit der Rechten sticht der Gott sein persisches Kurzschwert in die Halsschlagader des Stieres. Aus der Wunde tritt das heilige Blut, der Gott selbst blickt mit leidvollem Antlitz nach rückwärts – er hat den Stier nur ungern geopfert.
Die wenigsten Menschen jener Zeit konnten lesen und schreiben, darum waren bildliche Darstellungen wichtig. Das Bild der Stieropferung ist gespickt mit symbolischen Bedeutungen, welche die Betrachter damals kannten, wir heute aber nur mit langwierigem Suchen erkennen können. Um nur ein Beispiel zu nennen: der Stier symbolisiert den Mond (er ist erkennbar zum Halbmond gekrümmt) und damit auch den Lauf der - damals bekannten – sieben Planeten.
Sieben ist dann auch die Zahl der Weihegrade der Priester, die je einem Planetengott unterstehen:

- Corax (Rabe) = Merkur
- Nymphus (Raupe, Puppe) = Venus
- Miles (Soldat) = Mars
- Leo (Löwe) = Jupiter
- Perses (Perser) = Luna (Mond)
- Heliodromus (Sonnenläufer) = Sol (Sonne)
- Pater (Oberhaupt = Saturn

Der Aufstieg durch diese Funktionsstufen bedeutete zugleich symbolisch den Aufstieg der Seele durch die Plantetensphären zum Ewigen, dem Fixsternhimmel. Der Planetenlauf bestimmt auch die Feste des Mithras: der kürzeste Tag des Jahres, der 25. Dezember ist der Geburtstag des „unbesiegbaren“ Gottes; die Tag- und Nachtgleichen und die Sonnenwenden sind Nebenfeste.
Es gibt wenige schriftliche Quellen, aber die Mithrashöhlen sind zahlreich im ganzen Römischen Reich zu finden, von Schottland über den Limes bis zum Unterlauf der Donau, vom Euphrat über Unterägypten bis Algerien. Allein in der Stadt Rom gab es ca. 600
Mithrasheiligtümer.
Kaiser Konstantin hat 312 n. Chr. an der Milvischen Brücke in Zeichen des Kreuzes gesiegt und daraufhin das Christentum zur Staatsreligion erhoben - der Mithraskult versank in der Bedeutungslosigkeit.

Brühmann von Amriswil und Burkhart von Weinfelden  von Peter Burkhart, 20 November 2004

Genealogie und die Fotografie
Pierre Badrutt + vom 24. Januar 2004

Ein Album aus dem 19. Jahrhunder, welches eine fülle alter Fotos enthält, diente als Einstieg. In der gehobenen Gesellschaftsschicht des vorletzten Jahrhunderts dienten solche Fotos bei einem Besuch als Visitenkarte. Das Album gehörte einer jungen Engadinerin aus dem Geschlecht der à Porta und zeigt vieles aus dem leben der jungen Dame auf. Kleine Miniaturen von 1839 sind Zeugen einer Zeit, als es noch keine Fotografie gab. Auf Flohmärkten erstand ich wahre Raritäten, um die Sammlung zu ergänzen: vom Bourbaki-Feldzug anno 1871 bis zur katholischen Kirche Ilanz aus der Anfangszeit vom eingewnaderten Fotographen Pötter, um das Jahr 1881.
Dann gab ich einen fotograischen Einblich in die Genealogie der Familien Guler: Vier Generationen Fotographen in Graubünden, mit dem Schwergewicht auf dem Stammesvater: der alte Romedo Guler - der aus dem Puschlav kam - mit all seinen Ateliers und Filialen in Davos, Chur, St. Moritz und Zürich, zwischen 1870 und 1909. Anscshliessend machte ich einen Abstehcer zu Romedo Guler's Nachfolger: R. Fiedel, Roessinger-Jeanneret, Höfflers, Sigrist-Herder, Lang usw.
Mit den Familien Roessinger und Jeanneret aus Couvet, gelangten wir in die Romandie, in die Kantone Neuenburg und Waadt. Die Kenntnis all dieser Besitzänderungen der verschiedenen Fotografenateliers ermöglich eine genauere Datierung der Fotos.
Ich vermittelte den Anwesenden die Details der kunstvollen Fotografiekunst aus den letzten drei Dekaden des 19. Jahrhunderts. dies auch anhand der Porträts von Romedo Guler, der 1883 als offizieller fotograf an der Schweiz. Landesasustellung in Zürich amtete. Den Abschluss bildete die kleine fotografische Genealogie der eigenen Linie der Badrutt aus dem Schanfigg - wlche ebenfalls dank der Datierung des Fotos erstellt werden könnten.

Ausflug der RVFF nach Arosa, 13. September 2003

Familienforschung, von Jakob Mittner, 28. September 2002

Die Bürgergmeinde - Das Bürgerrecht,
von Enrico Giacometti, 23. März 2002

Der 1. September 1874 ist ein wichtiger Markstein in der Geschichte der Bürgergemeinden unseres Kantons und die Geburtsstunde der politischen Gemeinden. Bis dahin gab es nur eine Gemeinde und darin hatten nur die Biirger das Stimm — und Wahlrecht. Die Niedergelassenen — das waren Biindner aus anderen Gemeinden und Schweizer aus anderen Kantonen — mussten zwar Steuern bezahlen und Gemeinwerk leisten, hatten aber auf kommunaler Ebene nichts zu sagen. Das konnte auf die Dauer nicht gut gehen. Mit dem Inkrafttreten des revidierten Niederlassungsgesetzes am 1. September 1874 musste die Bürgergemeinde grosse Teile ihrer Aufgaben und ihres Vermögens - darunter auch das Rathaus — an die neugeschaffene politische Gemeinde abtreten und die Niedergelassenen kamen endlich zu ihrem Recht.
Den Bürgergemeinden sind nach der Trennung die folgenden Aufgaben verblieben:
1. die Verwaltung des bürgerlichen Vermögens,
2. das Armenwesen — wie es damals hiess — und
3. die Erteilung des Bürgerrechts.
Das Vermögen der Bürgergemeinde Chur besteht vor allem aus dem Grundeigentum. Mit einer Fläche von 4200 ha Ubersteigt dieses das Territorium der Stadt (2810 ha) um die Hélfte. 62 Prozent des Grundeigentums befinden sich ausserhalb von Chur, und da steht Arosa mit den Churer Alpen in vorderster Position. 600 Tiere der Churer Bauernsame können dort gesémmert werden, und im Winter werden die Alpen touristisch genutzt.
Vom Territorium der Stadt Chur gehören immerhin 57 Prozent der Biirgergemeinde, das sind — grob gesagt — alle W'ailder und der Grüngürtel, der die Stadt umschliesst. Die Biirgergemeinde hat ihren Grundbesitz immer in den Dienst der ganzen Stadt
gestellt und damit Wesentliches zu ihrer Entwicklung beigetragen.
Das Armenwesen gehérte friiher zu den Kernaufgaben der Bürgergemeinden. Mit dem immer engmaschiger werdenden Sozialnetz hat es an Bedeutung verloren. Seit 1994 ist die Sozialhilfe allein Aufgabe der politischen Gemeinden.
Dafiir hat die Erteilung des Biirgerrechts stark an Bedeutung gewonnen. Typisch fiir Chur ist, dass sich zahlreiche Biindner und Schweizer um die Einbürgerung bemiihen. Das Bürgerrecht führt zuriick zu den Wurzeln, und es macht den
Anschein, als suchte der Mensch gerade in unserer schnellebigen Zeit wieder gezielt danach.